Flucht und Migration 

 

Auf dieser Seite geht es um die Themen Migration und Flucht.

Durch meine Arbeit mit geflüchteten Menschen konnte ich einen kleinen Einblick erhalten, mit welchen Herausforderungen sich viele dieser Menschen auf Grund ihrer Geschichte und Lebenssituation, aber auch wegen der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Lage in Deutschland konfrontiert sehen. Beide Themen sind meiner Meinung nach sowohl medial als auch gesellschaftlich extrem aufgeladen und die Diskussion häufig durch den Gebrauch von Falschnachrichten und populistischen Erzählungen (z.B. "Alle Geflüchtete sind kriminell") gekennzeichnet. Im folgenden habe ich deshalb ein paar Daten zusammen gefasst, die dazu beitragen sollen, dass der/ die Lesende sich eine fundiertere und differenziertere (genauere) Meinung bilden kann.

Vorneweg möchte ich folgendes festhalten:
2015 hat Angela Merkel den Satz: "Wir schaffen das", formuliert. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir das tun (müssen) und dass sowohl die geflüchteten Menschen, als auch "Wir" (die nicht geflüchtet sind und bereits hier leben) davon profitieren (können).
Die (schutzsuchenden) Menschen sind da und es ist  (wie weiter unten nachzulesen) unsere Pflicht, dass wir den Menschen Schutz gewähren, die ihn benötigen. Gleichzeitig tut sich mit der Einwanderung von Menschen nach Deutschland eine riesen Chance auf, dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken und den Wirtschaftsstandort Deutschland zu erhalten.

Damit das allerdings (für alle) zufriedenstellend(er) funktioniert, bedarf es Veränderung  bezüglich des gesellschaftlichen Klimas, juristische Veränderungen bezüglich der Gesetzesgrundlage (z.B. bezüglich Arbeitserlaubnissen usw.) sowie eine politische Förderung von Integration (z.B. durch den Ausbau von Integrationskursen).  

Flucht

Nach Angaben der Vereinten Nationen befanden sich im Jahr 2023 etwa 117,3 Millionen Menschen auf der Flucht. 41% davon haben außerhalb ihres Herkunftslandes Zuflucht gesucht und 58% der Geflüchteten innerhalb ihres Herkunftslandes. Bei 40% der geflüchteten Menschen handelt es sich um Kinder. 


In den letzten Jahren ist die Zahl der Schutzsuchenden immer weiter angestiegen und es ist davon auszugehen, dass dies auch weiterhin so bleibt. Gleichzeitig hat sich in den letzten Monaten und Jahren in Europa und Deutschland ein starker Rechtsruck vollzogen, der sich unter anderem dadurch kennzeichnet, dass  Parteien sich und deren Politiker:innen mit menschenverachtenden Ideen (z.B. Geflüchtete auf dem Meer auszusetzen – Frontex / EU) und populistischen Falschaussagen („abgelehnte Asylbewerber erhalten kostenlose Zahnsanierung“ Friedrich Merz- CDU) überbieten und der Ruf nach europäischer Abschottung immer lauter wird.

Was bedeutet Abschottung in diesem Kontext?
Bereits heute ist die europäische Agentur für die Grenz- und Küstenwache Frontex für den "Schutz der Außengrenzen des Schenken- Raumes" zuständig. Offiziell beinhaltet dies die Unterstützung der Mitgliedstaaten der Europäischen Union bei der Durchführung von Rückführaktionen, den Kampf gegen die organisierte, grenzüberschreitende Kriminalität und die Bekämpfung von Terrorismus an den Außengrenzen der Europäischen Union. Inoffiziell ist Frontex vor allem für die illegale und oft menschenrechtsverletzende Rückführung von Geflüchteten (Bushbacks) bekannt, wobei davon auszugehen ist, dass vor allem diese Praktik im Zuge einer Abschottungsoffensive verstärkt angewendet werden soll.

Ebenfalls nach Angaben der Vereinten Nationen sind seit 2014 mindestens 21.500 Menschen beim Versuch über das Mittelmeer europäischen Boden zu erreichen, ertrunken. Trotz dieser hohen Zahl machten sich noch immer regelmäßig Menschen auf den Weg über das Mittelmeer nach Europa. So erreichten zwischen Januar und September 2023 bereits 179.000 Menschen die Europäische Union über das Mittelmeer (Stand: 19.9.2023). Diese Zahlen machen deutlich, dass eine Vielzahl von Geflüchteten lieber das Risiko auf sich nimmt, bei der Flucht über das Mittelmeer zu sterben, als die Flucht abzubrechen oder die Fluchtroute zu ändern.

Davon ausgehend, dass eine Abschottung Europas eine für geflüchtete Menschen abschreckende Wirkung haben soll, diese sich aber nicht einmal durch den Tod von einer Überquerung des Mittelmeers nach Europa abhalten lassen, stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit einer solchen Abschottungspolitik. 

 
Niemand setzt seine Kinder in ein Boot, wenn das Wasser nicht sicherer ist, als das Land.“ Warsan Shire.

Die wenigsten Menschen verlassen ihre Heimat, Freunde und Familie weil sie es möchten, sondern vielmehr weil sie keine andere Möglichkeit sehen, als diesen Schritt zu wagen. Die meisten Menschen wissen, dass ihre Möglichkeiten auf ein Leben in Frieden (z.B. durch ein Leben in Europa) gering sind und trotzdem setzen sie alles daran, dieses Ziel zu erreichen. Nach Artikel 14 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verfügt jeder Mensch über das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu genießen.  Geflüchteten Menschen dieses Recht zu verwehren verstößt dem zu Folge gegen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. 


 

Literatur:
Flüchtlingszahlen: Flüchtlinge weltweit - Global Trends (uno-fluechtlingshilfe.de)
Flucht und Asyl in Europa - Statistisches Bundesamt (destatis.de)
Warum sich Merz' Aussage zu Asylbewerbern nicht halten lässt | tagesschau.de
Skandal um Frontex - Illegale Pushbacks sind "politisch gewollt" (deutschlandfunkkultur.de)
EU-Asylpolitik | Flucht & Asyl | Zahlen und Fakten | MEDIENDIENST INTEGRATION (mediendienst-integration.de) 
Warsan Shire: "Haus Feuer Körper" - Lyrik über die Konflikte unserer Gegenwart (deutschlandfunk.de) 
Situation Mediterranean Situation (unhcr.org)
Microsoft Word - Allgemeine Erklärung der Menschenrechte.doc
Größte Herkunftsländer von Flüchtlingen 2023 | Statista

Warum flüchten Menschen? 

Die Gründe, warum Menschen flüchten (müssen) sind vielfältig und verschieden. Der Blick auf die Liste mit den Ländern, aus denen im Jahr 2022 am meisten Menschen geflüchtet sind, macht deutlich, dass vor allem Armut, Krieg und Gewalt als Gründe zu nennen sind. So werden auf der Statistik mit den meisten geflüchteten Menschen im Jahr 2023 die Länder Afghanistan, Syrien, Venezuela und die Ukraine aufgeführt, wobei jedes dieser drei Länder zum aktuellen Stand in kriegerische Auseinandersetzungen involviert ist. 


Literatur: 

Flüchtlingszahlen: Flüchtlinge weltweit - Global Trends (uno-fluechtlingshilfe.de)
Größte Herkunftsländer von Flüchtlingen 2023 | Statista 

Rechtliche Grundlagen 

Artikel 1a der Genfer Flüchtlingskonvention definiert einen Flüchtling als Person, die
"… aus der begründeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung sich außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt, und den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen kann oder wegen dieser Befürchtungen nicht in Anspruch nehmen will.

Nach Artikel 16a des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland haben politisch verfolgte Menschen ein Recht auf Asyl. Auf dieses Recht kann sich nach Absatz 2 allerdings nicht berufen, wer aus einem Mitgliedstaat der Europäischen Gemeinschaften (EU) oder aus einem anderen Drittstaat einreist, das als "sicheres Herkunftsland" gilt. 


Der Begriff Flüchtling wird im Alltag vielfach als Synonym (gleichbedeutend) für geflüchtete Menschen genutzt, im Verständnis des Asylrechts umfasst er jedoch ausschließlich anerkannte Flüchtlinge nach der Genfer Flüchtlingskonvention, also Personen, die nach Abschluss eines Asylverfahrens den Flüchtlingsschutz erhalten. Darüber hinaus gibt es drei weitere Schutzformen, bei deren Vorliegen Asylrecht gewährt werden kann. 

Asylsuchende: Personen, die beabsichtigen, einen Asylantrag zu stellen und die noch nicht als Asylantragstellende beim Bundesamt erfasst sind.

Asylantragstellende: Asylbewerberinnen und Asylbewerber, die sich im Asylverfahren befinden und deren Verfahren noch nicht entschieden ist.

Schutzberechtigte sowie Bleibeberechtigte: Personen, die eine Asylberechtigung, einen Flüchtlingsschutz oder subsidiären Schutz erhalten oder aufgrund eines Abschiebungsverbots in Deutschland bleiben dürfen. 


Leistungsanspruch
Die Leistungen, welcher ein Mensch während seines Asylantragprozesses erhält, hängen von verschiedenen Faktoren (z.B. dem Schutzstatus einer Person) und spezfischen Merkmalen (z.B. dem Alter, gesundheitlicher Zustand, etc.) ab. 

Erfahrungsgemäß kann mit folgenden Zahlen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz gerechnet werden: 

 

Pauschale für Geflüchtete: 460 Euro pro Monat - alleinstehende erwachsene Person 

Bürgergeldsatz:                    563 Euro pro Monat – alleinstehende erwachsene Person                                                                          (plus Zuschüsse z.B. Miete+ Krankenversicherung) 

 
Wohnraum 

In Deutschland werden je nach Bundesland 45 m² bis 50 m² Wohnfläche für eine Person als angemessen angesehen. Einem Geflüchteten stehen 6- 9 m² Wohnraum in einer Gemeinschaftsunterkunft zu. 

 


Literatur: 

Art 16a GG - Einzelnorm (gesetze-im-internet.de)
Flüchtlinge & Wohnung ▷ wer trägt die Miete & Vermietung? (fachanwalt.de) 

Bürgergeld: Wie hoch darf die Miete der Wohnung sein? (buerger-geld.org)
Genfer Flüchtlingskonvention: Informationen und Hintergründe (uno-fluechtlingshilfe.de)
BMAS - Leistungssätze nach dem Asylbewerberleistungsgesetz
BAMF - Bundesamt für Migration und Flüchtlinge - Schutzformen 


Aktuelle Situation für geflüchtete Menschen weltweit 

Wie im oberen Bereich bereits erwähnt, erhalten inzwischen immer mehr Parteien und Politiker:innen Zuspruch, die migrationsfeindliche Politik anvisieren (anstreben). Als  Beispiele lassen sich hier die jüngsten Wahlen in Argentinien, den Niederlande und die Landtagswahlen in Bayern nennen. Ebenfalls oben  wird zudem erläutert, dass die Zahl der sich auf der Flucht befindenden Menschen nie so hoch war wie jetzt. 2 Extreme treffen also aufeinander.
 

Die Situation für geflüchtete Menschen ist weltweit keine gute und beinhaltet, dass viele geflüchtete Menschen auf der Flucht vor Gewalt und Krieg monatelang unter menschenunwürdigen Bedingungen in Camps leben müssen, ohne zu wissen,  wann und wie es mit ihnen weiter geht. 

Situation in Deutschland 

Nach Angaben des Bundesamts für Migration  haben im Jahr 2023 insgesamt 351.915 Menschen in Deutschland einen Asylantrag gestellt. 47 % der Asylbewerber:innen, die zwischen Januar und Oktober 2023 in Deutschland zum ersten Mal einen Antrag auf Asyl gestellt haben, waren Frauen, bzw. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre (125.788 Personen). Der Anteil der Frauen und Mädchen lag hierbei bei 28% und variiert nach Alter, wobei der Frauenanteil unter jungen Erwachsenen (18- bis 25 Jährige) bei 14% und bei älteren Menschen (ab dem 55. Lebensjahr) bei etwa 50% lag. Weiter lag der prozentuale Anteil von Menschen unter 30 Jahren bei den Asylbewerber:innen, die im oben genannten Zeitraum eingewandert sind, bei 72%, wobei Minderjährige einen Anteil von 31% ausmachten.

Die Liste der Erstantragstellenden wurde im Zeitraum von 2014 bis 2023 in Deutschland von Syrien (71.833 Menschen), Afghanistan (39.882 Menschen) und der Türkei (35,283 Menschen) angeführt, wobei die Zahl der Menschen, die aus sonstigen Gebieten kam, mit 47.026 Menschen auf Platz 2 zu finden war.


Literatur:

Wer kommt, wer geht? | Migration | Zahlen und Fakten | MEDIENDIENST
BAMF - Bundesamt für Migration und Flüchtlinge - Statistik - Asylgeschäftsstatistik Gesamtjahr und Dezember 2023 INTEGRATION (mediendienst-integration.de) Aktuelle Zahlen Bericht 10/2023 (bamf.de) 

Global Trends Report 2022 | UNHCR 

Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht (Quartalszahlen) - Statistisches Bundesamt (destatis.de)
Größte Herkunftsländer von Flüchtlingen 2022 | Statista
Demografie von Asylsuchenden in Deutschland | Zahlen zu Asyl in Deutschland | bpb.de 

Nimmt Deutschland nicht schon genug geflüchtet Menschen auf? 

Zu Beginn stellt sich hierbei die Frage: Wie viel ist genug?

Ja es stimmt, Deutschland rangiert bei der Liste der Länder, die am meisten anerkannte Geflüchtete weltweit aufgenommen hat, hinter der Türkei, dem Iran und Kolumbien auf Platz 4 (Stand 2020). Setzt man zudem die Geflüchteten in Bezug zu der Zahl der Einwohner:innen eines Landes, ergibt sich eine andere Statistik, in der vor allem Länder des Globalen Südens als Aufnahmeländer für geflüchtete Menschen fungieren (dienen).


Literatur:
Größte Herkunftsländer von Flüchtlingen 2022 | Statista
Größte Volkswirtschaften (BIP) weltweit | Statista 

Länder mit dem höchsten Anteil an Geflüchteten 2020 | Statista 

Warum geflüchtete Menschen unser Land nicht unterwandern: 

In Deutschland leben (Stand Juni 2023) aktuell 84.482267 Menschen, wobei 85% (71.891 352 Menschen) als deutsch und 14,9% (12.590 915 Menschen) als nicht deutsch gelten.

Das Staatsangehörigkeitsprinzip basiert in Deutschland auf dem sogenannten "Abstammungsprinzip" was bedeutet, dass die deutsche Staatsangehörigkeit primär durch eine deutsche Abstammung eines Elternteils erworben wird. Zudem gibt es seit 01.01.2000 die Möglichkeit für ein von nichtdeutschen Eltern in Deutschland geborenes Kind die deutsche Staatsangehörigkeit bekommen kann, wenn mindestens ein Elternteil seit mindestens 8 Jahren den gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland über eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis verfügt. 


Die Anzahl der zugewanderten Menschen im Jahr 2022 lag bei 2.67 Millionen und die der abgewanderten Menschen bei 1,2 Millionen Menschen, was eine „Nettozuwanderung“ von 1,46 Millionen Menschen ergibt, wobei dieser Wert (auf Grund des Kriegs in der Ukraine) 4 mal so hoch war, wie 2021. Ein Großteil dieser Zugewanderten verfügte über die Staatsangehörigkeit eines europäischen Landes (mehr als eine Millionen Menschen kamen hierbei aus der Ukraine).

Diese Zahlen machen deutlich, dass noch immer deutlich mehr als deutsch geltende Menschen in Deutschland leben, als Menschen, die nicht als deutsch gelten, wobei deutlich wird, dass für die These der "Unterwanderung" keine Grundlage vorliegt.


Literatur:
Demografie von Asylsuchenden in Deutschland | Zahlen zu Asyl in Deutschland | bpb.de

Werden Sie Online-Aktivist*in für den Flüchtlingsschutz (uno-fluechtlingshilfe.de)

Ukraine-Krieg: Flüchtlinge nach Nachbarländern 2023 | Statista
Zuwanderung und Abwanderung nach Deutschland (Migration) - Statistisches Bundesamt (destatis.de) 

Bevölkerungsstand: Amtliche Einwohnerzahl Deutschlands 2022 - Statistisches Bundesamt (destatis.de)
Automatischer Erwerb der Deutschen Staatsangehörigkeit - Auswärtiges Amt (diplo.de)


Geflüchtete Menschen und Straftaten 

Auf Grund rechtlicher Veränderungen lassen sich die Fallzahlen (primär im Bereich der Sexualdelikte) der einzelnen Jahre nicht pauschal miteinander vergleichen. Weiter muss festgehalten werden, dass davon auszugehen ist, dass sich das Anzeigeverhalten (z.B. auf Grund öffentlicher Diskurse etc.) insgesamt innerhalb der letzten Jahre verändert hat. 

Wichtig: Für die Betrachtung der folgenden Zahlen muss beachtet werden, dass in Deutschland die Praktik des "Racial Profiling" angewendet wird. Racial Profiling meint die verdachtsunabhängige Kontrolle von Personen auf Grund ihres Erscheinungsbildes. Praktisch bedeutet dies, dass Menschen mit "nichtdeutschem Aussehen", von der Polizei häufiger kontrolliert werden, als Menschen die "typisch deutsch" aussehen. Eine Studie (veröffentlicht von Mitgliedern des Sachverständigenrats für Integrtion und Migration) fand heraus, dass Menschen die optisch als "nicht deutsch" ("ausländisch") wahrgenommen werden, doppelt so häufig von der Polizei kontrolliert werden, als andere Menschen.
Wenn prozentual mehr Menschen mit "nichtdeutsch aussehende Menschen" kontrolliert werden ist es nur logisch, dass dort auch mehr Straftaten aufgedeckt werden. 



Geflüchtete Menschen aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan fallen relativ betrachtet bislang vergleichsweise seltener durch Straftaten zur Erzielung von Einnahmen (Diebstähle, Raub oder Drogenhandel) auf, als beispielsweise Zuwanderer aus nordafrikanischen Ländern und Gebieten Subsahara- Afrikas. Die beiden letztgenannten Gruppen sind auch bei Mehrfachauffälligkeiten auffallend stark vertreten, wobei dies unter anderem dadurch erklärt werden kann, dass für diese Menschen nur sehr gering ausgeprägte Bleibeperspektiven in Form eines gesicherten Aufenthaltsstatus bestehen und den Menschen damit der Zugang zu Integrationskursen und dem regulären Arbeitsmarkt verwehr bleiben. 

Abschließend lässt sich festhalten, dass ein Großteil der Straftaten von geflüchteten Menschen innerhalb von Flüchtlingsunterkünften vollzogen werden. So verzeichnete das LKA Baden Württemberg im Jahr 2016 bei 60% der angezeigten Körperverletzungsdelikte die Flüchtlingsunterkunft als Tatort. Diese Zahlen lassen sich auch auf die prekären Verhältnisse (enge Wohnverhältnisse, keine Privatsphäre, verschiedene Kultur- und Religionsverständnisse, etc.) in Geflüchtetenunterkünfte zurückführen.

Im Jahr 2022 wurden in der Polizeilichen Kriminalstatistik insgesamt 2,1 Millionen Tatverdächtige registriert. Bei 37% (783.876) der registrierten Personen handelte es sich hierbei um "nichtdeutsche Tatverdächtigte". In Anbetracht der der Tatsache, dass ausländische Staatsbürger:innen einen Anteil von 14% an der Gesamtbevölkerung ausmachen, wird deutlich, dass diese im Verhältnis überproportional in der polizeilichen Kriminalitätsstatistik vertreten sind.

2022 lag die Zahl der "tatverdächtigen Zuwanderer" nach dieser Definition bei rund
310.062 Menschen. Zählt man ausländerrechtliche Verstöße nicht mit (da diese überhaupt nur von nicht-deutschen Tatverdächtigen begangen werden können), so liegt die Zahl der tatverdächtigen Zuwanderer bei 142.72.


Literatur:
„Racial Profiling“ – Menschenrechtswidrige Personenkontrollen nach § 22 Abs. 1 a Bundespolizeigesetz | Institut für Menschenrechte (institut-fuer-menschenrechte.de)
SVR-Policy-Brief_Racial-Profiling-bei-Polizeikontrollen.pdf (svr-migration.de)
BKA - Kriminalität im Kontext von Zuwanderung - Bundeslagebild Kriminalität im Kontext von Zuwanderung 2022

Migration und Kriminalität – Erfahrungen und neuere Entwicklungen | Innere Sicherheit | bpb.de 

Bundeskriminalamt 2019, Kriminalität im Kontext von Zuwanderung. Bundeslagebild 2018. Wiesbaden. 

Bundeskriminalamt, Polizeiliche Kriminalstatistik, Grundtabelle 01; zu den Übergriffen in der Silvesternacht 2015/16 in Köln und einigen anderen Städten, s. Bundeskriminalamt 2016, Abschlussbericht der Bund-Länder-Projektgruppe "Silvester". Wiesbaden. S. zum Ganzen auch Hörnle 2018, Taten nach § 177 StGB in der Polizeilichen Kriminalstatistik. Zusammenhänge mit Zuwanderung. In: Kriminalpolitische Zeitschrift 3 (4), S. 218-223.
 Kriminalität | Desintegration | Zahlen und Fakten | MEDIENDIENST INTEGRATION (mediendienst-integration.de) 


Geflüchtete Menschen und Erwerbstätigkeit 

Der Zugang zum Arbeitsmarkt geflüchteten Menschen durch die rechtliche Situation in Deutschland erschwert. So ist es geflüchteten Menschen in den ersten 3 Monaten nach ihrer Ankunft in Deutschland unabhängig ihres Schutz- oder Aufenthaltsstatus nicht erlaubt, einer bezahlten Tätigkeit nachzugehen. Auch für Menschen aus „als sicher“ geltenden Herkunftsländern greift dieses Verbot, da angenommen wird, dass dort keine Verfolgung im Sinne des Asylrechts stattfindet, und für die betroffenen Menschen beschleunigte Asyl- und Abschiebeverfahren gelten. Zu den als sicher geltende Herkunftsländer zählen unter anderem: Albanien, Bosnien und Herzegowina, Ghana, Kosovo, Nordmazedonien, Montenegro, Senegal und Serbien. Nach Prüfung des Asylantrags entscheidet dann der Schutzstatus, ob und ab wann eine Person einer Erwerbstätigkeit nachgehen darf. Nach erfolgter Anerkennung (Asylanerkennung oder Anerkennung als Flüchtling) darf eine geflüchtete Person dann in ganz Deutschland uneingeschränkt arbeiten oder gar sich selbständig machen. 

 

Menschen im Asylverfahren erhalten in den ersten drei Monaten ein komplettes Arbeitsverbot. Das Arbeitsverbot verlängert sich auf sechs Monate (für Asylbewerber*innen mit minderjährigen Kindern) beziehungsweise auf neun Monate (für Asylbewerber*innen ohne minderjährige Kinder), solange die Menschen in einer Aufnahmeeinrichtung wohnen. Da Asylsuchende nach § 47 und 61 des Asylgesetztes dazu verpflichtet sind, in einer Aufnahmeeinrichtung zu wohnen können diese dem Arbeitsverbot in dieser Zeit nicht entgehen. Der Zeitraum zwischen der Antragstellung und der Anerkennung des Schutzstatus kann zwischen 6 und 24 Monaten andauert, wobei während dieser Zeit unter bestimmten Bedingungen gearbeitet werden darf. So besteht zwischen dem 3. Und 15. Monat nach Antragstellung ein eingeschränktes Beschäftigungsverbot. Dieses beinhaltet, dass nur dann gearbeitet werden darf, wenn die zuständige Ausländerbehörde und die Agentur für Arbeit im Rahmen einer sogenannten Vorrangprüfung eine entsprechende Erlaubnis erteilen. Man hat bei der Ausländerbehörde einen entsprechenden Antrag zu stellen, der wiederum an die Agentur für Arbeit weitergeleitet wird, damit diese die Vorrangprüfung vornehmen und eine Stellungnahme abgeben kann. Dauert das Asylverfahren länger als 48 Monate, darf eine Erwerbstätigkeit uneingeschränkt wahrgenommen werden. 


Dennoch verfügen 54% der geflüchteten Menschen, die vor 6 Jahren nach Deutschland gekommen sind, über einen Arbeitsplatz, wobei 2/3 davon einer Vollzeittätigkeit und über 70% einer qualifizierten Tätigkeit nachgehen. Zwischen den Geschlechtern zeigt sich hierbei allerdings eine signifikante Differenz: So hatten 6 Jahre nach ihrem Ankommen in Deutschland 67% der Männer eine Arbeit, während der prozentuale Anteil bei den Frauen bei 23% lag.

In der Praxis ist es häufig so, dass sich Menschen erst eine Arbeit suchen und diese dann explizit genehmigen lassen müssen. Unter anderem auf Grund des Fachkräftemangels kann diese Genehmigung allerdings mehrere Wochen oder gar Monate in Anspruch nehmen. Da viele Arbeitgeber nicht so lange warten können oder möchten, erlischt das Arbeitsangebot oft, ehe es genehmigt (oder abgelehnt) werden kann. 
 


Literatur:
Entwicklung der Arbeitsmarktintegration seit Ankunft in Deutschland: Erwerbstätigkeit und Löhne von Geflüchteten steigen deutlich (iab.de)
Der steinige Weg in den Arbeitsmarkt für geflüchtete Menschen | PRO ASYL
Arbeit und Bildung | Flucht & Asyl | Zahlen und Fakten | MEDIENDIENST INTEGRATION (mediendienst-integration.de) 

Geflüchtete Menschen und Bildung 

Ein Großteil der nach Deutschland geflüchteten Menschen gehört zur Hälfte der gebildeteren Hälfte der Gesellschaft ihres Herkunftslandes. So sind es vor allem die gut ausgebildeten und häufig akademisierten Menschen, die sich eine Flucht (die mit vielen persönlichen und ökonomischen Kosten verbunden sind) leisten können.

Menschen die in Deutschland über einen Aufenthaltstitel verfügen, haben nach §44 Abs. 1 des Aufenthaltsgesetzes einen Anspruch auf die einmalige Teilnahme an einem Integrationskurs. Dieser beinhaltet neben der Vermittlung von Sprache auch Wissen über die Werte, Normen und Geschichte des Einwanderungsland.

In der Praxis ist es allerdings so, dass es häufig viel zu wenig Plätze für diese Integrationskurse gibt und es deshalb lange Wartezeiten gibt.


Literatur: 

Zweite Welle der IAB-BAMF-SOEP-Befragung: Geflüchtete machen Fortschritte bei Sprache und Beschäftigung
BAMF - Bundesamt für Migration und Flüchtlinge - Homepage - Ausländische Staatsangehörige